Alternativtext

Aktuelle Nachrichten

Spricht ihr Hund eigentlich hündisch?
...

weiter lesen


NEU: Crossdogging
Ganz...

weiter lesen


Leinenpöbelei - was tun?
...

weiter lesen


Spricht ihr Hund eigentlich hündisch?

Veröffentlicht von Administrator (admin) am 28.06.2015
News >>

Spricht Ihr Hund eigentlich hündisch? Und welche Dialekte versteht er?
------------------------------------------------------------------
"Was für eine Frage!" mögen einige denken. Aber so weit hergeholt ist das gar nicht: Wir integrieren unsere Hunde in die Menschenwelt - viele Hunde kommunizieren nur einen minimalen Anteil ihres Tages mit Artgenossen, zB auf den täglichen Gassirunden. Klassischerweise laufen diese Begegnungen aber hochritualisiert und grob betrachtet recht einsilbig ab. Gehen wir mal von gut sozialisierten Vierbeinern aus, die beide leinenlos unterwegs sind (und dem umtriebigen Jungspundalter entwachsen): Hund und Hund nähern sich in angemessener Geschwindigkeit an (nich zu schnell), man bemüht sich den anderen nicht provokant anzuglotzen, schlägt einen leichten Bogen kurz vor der Begegnung und schnuppert dann geflissentlich am Hintern des anderen. Oft wars das. Zugegeben: Im Vergleich zu Hunden sind wir "geruchsblind" - was wüssten wir schon aus so einer Annäherung an einen anderen Menschen?

Man/Hund kann nicht nicht kommunizieren!
------------------------------------------------------
Kommunikation findet immer statt. Hunde lesen schon aus der Distanz eine Unmenge von Informationen: Was nach einer desinteressierten Annäherung aussieht, ist in Wirklichkeit schon lebhafte Kommunikation. Wie schnell bewegt sich der andere? Fixiert er mich? Ist die Annäherung in gerader Linie oder im Bogen? Wie ist die Körperhaltung, wie werden Kopf, Ohren und Schwanz getragen? Kommt da eine Beschwichtigungsgeste wie ein Züngeln oder ein Blinzeln? Im Nahbereich gibt es noch viele weitere Informationen, die über Einstellung des Gegenüber Aufschluss gehen, zB der Nasenrücken, die Stirn, die Intensität des Beschnüffelns, die Position und natürlich um den Geruch an sich. Hunde kommunizieren also auch ohne jeden Ton bereits ausführlich miteinander. Die theoretische Fähigkeit, diese Signale wahrzunehmen und auszusenden, ist angeboren - aber das Wissen, welches Signal in welcher Kombination was bedeutet muss erlernt werden! Unabhängig davon, ob wir Menschen Hunde betrachten oder Hunde sich gegenseitig "lesen": Signale sind nur in einer Gesamtheit und im Kontext richtig interpretierbar. Ein klassisches Beispiel, was Nicht-Hundehalter oft fehldeuten: "Schau mal, der wedelt mit dem Schwanz, der ist ein ganz Freundlicher..." Nein, das drückt nur einen Erregungszustand aus. In welche Richtung das geht, kann nur kontextspezifisch gedeutet werden. Entscheidend sind hier auch Feinheiten wie Höhe, Amplitude, Frequenz, Richtung, aber natürlich auch die Situation, zB Begegnung mit einem gleichgeschlechtlichen Hund, Örtlichkeit (eigenes Territorium), Handlung (auf der Jagd). Die Spannweite ist breit: Von einer kurz bevorstehenden Attacke bis zu demütiger Annäherung ist alles möglich.

1001 Kombinationsmöglichkeiten - und dann noch Dialekte?
------------------------------------------------------
Wenn man sich überlegt, wieviele grobe und feine Abstufungen es gibt und folglich wieviele Kombinationsmöglichkeiten, dann sind unsere Hunde eigentlich körpersprachliche Kommunikationsspezialisten. Eigentlich - denn da gibt es ein paar beeinflussende Faktoren, so daß jeder Hund quasi "Dialekte" lernen muss, weil je nach Phänotyp und auch Erfahrungsschatz Hunde unterschiedlich kommunizieren. Der Wichtigste ist sicherlich der Mensch und welche Möglichkeiten er dem Hund gibt, feine Kommunikation zu erlernen, vor allem in jungem Alter, wo diese Informationen schnell erlernt und abgespeichert werden.
Denn so sehr man sich als Hundehalter auch bemüht: Es gibt Dinge, die wir Menschen unseren Hunden nicht beibringen können - nur in der Interaktion mit Artgenossen ist das möglich.
Der zweite entscheidene Faktor: Die phänotypischen, also äusserlichen, Merkmale von Hunden können die "Lesbarkeit" entscheidend beeinflussen. Nehmen wir mal einen Phänotyp, der dem Urvater Wolf recht ähnlich ist: Ein Schäferhund. Die Schnauze ist relativ lang, durch relativ kurzes Fell sind auch Stirn gut erkennbar (glatt oder in Falten), Nasenrücken (gekräuselt oder glatt), auch die Augen sichtbar, auch aufgestellte Rückenhaare sind erkennbar. Schon schwierig genug, alle feinen Signale hier zu lesen und richtig zu interpretieren, wenn man als Hund nur 3 mal am Tag eine Gassirunde läuft und vielleicht pro Runde 2-3 Gelegenheiten zum "Üben" hat.
Nun nehmen wir mal meine Szia: Schwarzer Hund mit schwarzer Nase, dunklen Augen und wuscheligem Fell... Sagen wir es mal so: Wenn ein kommunikativ unerfahrener Hund da weisse Zähne blitzen sieht, ist es schon zu spät - dann gibts ne Ansage. Ohrenspiel, Nasenrücken kräuseln, Stirnfalten, Blickrichtung, aufgestelltes Fell oder nicht - all das ist durch ihren individuellen Phänotyp schwer lesbar. Also muss ein Gegenüber lernen, den übrigen möglichen Signalen mehr Gewicht zuzugestehen bei der Bewertung ihrer "Laune".
Es gibt noch viele weitere limitierende Faktoren: Hunde mit langen Lefzen und langen Ohren bewirken dahingehend auch eine eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit, ebenso wie fehlende Schwänze, kupierte Ohren.
Jetzt wird es noch ein wenig schwieriger: Während es bei Szia nur verschleiert ist, signalisieren kurzschnäuzige (brachycephale) Rassen wie Mops und Bulldogge schon per se ein paar Informationen, die bei anderen Hunden gern mal provokant ankommen: Die Stirn ist stets in Falten gezogen, die Augen stehen hervor und wirken schneller fixierend als bei anderen Rassen, der kompakte Körperbau und die Gewichtsverteilung signalisieren staksiges Laufen. Kommen dann noch Atemgeräusche hinzu, kann man sich vorstellen, warum diese Phänotypen untereinander am besten klarkommen: Man oder sagen wir Hund versteht sich, weil schon im Welpenalter dieser Phänotyp abgespeichert und gelernt wurde.
Das "Tüpfelchen auf dem i": Sogar Leine und Halsband/Geschirr verändern die Kommunikation. Hunde müssen in geschlossen bebauten Gebieten an der Leine geführt werden - bei einigen hat man den Eindruck, als ob eher der Hund den Menschen an der Leine führt: Sie hängen mit der Gewichtsverlagerung nach vorn in der Leine - eine Verhaltensweise, die eigentlich Angriff signalisiert.

Wie wird mein Hund zum "Kommunikationstalent"?
------------------------------------------------------
Geben Sie ihm so früh wie möglich die Chance zu lernen. Besitzer von Kleinhunden oder Ersthundebesitzer sind oft unsicher, ob der gerade eingezogene Zwerg in einem Welpenspiel gut aufgehoben ist. Meine Empfehlung ist da eindeutig: Ja, denn es gibt keine Alternative! Nur im Zusammensein mit Artgenossen kann der Hund Signale wahrnehmen, aussenden und interpretieren lernen. Die Hundewiese um die Ecke kann zwar funktionieren, aber das Risiko ist hoch, dass weniger soziale Hunde dabei sind und die Besitzer gerade abgelenkt, zudem sind die Größen- und Wesensunterschiede zu den meist erwachsenen Hunden riesig. Natürlich gilt das aber ein Leben lang und damit auch für alle erwachsenen Hunde: Kommunikation muss man üben und immer weiter verfeinern. Ausreichend Zeit mit bekannten und unbekannten Artgenossen vieler Phänotypen ist daher Voraussetzung für ein entspanntes Zusammenleben. Deshalb: Verabreden Sie sich mit anderen Hundebesitzern, besuchen Sie eine Hundeschule oder nehmen Sie an Hundewanderungen teil - es gibt viele Möglichkeiten, um unsere Vierbeinern kommunikationstechnisch (und gleichzeitig geistig und körperlich) "fit" zu halten - und macht nebenbei auch den Menschen Spaß.

Zuletzt geändert am: 28.06.2015 um 17:40

Zurück